Mailand, Lombardei, Italien · September 2016
Mit 1,2 Mio. Einwohnern ist Mailand nach der Hauptstadt Rom die zweitgrößte Stadt Italiens. Auch mit seinem Bahnhof Stazione Centrale hat sich Mailand den zweiten Platz im Ranking von Europas größten Bahnhöfen geschnappt. Aber alles der Reihe nach:
Eine Städtetour in Mailand beginnt meist am zentralsten Punkt; hier in Mailand ist dies die Piazza Castello, in deren Mitte sich das Castello Sforzesco befindet. Hier am Castello halten auch die Touristenbusse. Für die Innenstadt von Mailand gelten zeitweise Fahrverbote und -beschränkungen, ähnlich der deutschen Umweltzonen innerhalb den Städten. Wer mit dem Pkw anreist sollte dies neben der Citymaut beachten.
Unsere Stadterkundung beginnt also am Castello Sforzesco, einem der größten Schlösser Europas. Erbaut wurde das Castello im 4. Jahrhundert von Galeazzo II Visconti, im 15. Jahrhundert durch den Herzogsohn Francesco Sforza erneuert und zum Wohnsitz umgebaut. Das heutige Erscheinungsbild verdankt das Schloss den Umbauten im 20. Jahrhundert, als das Castello sein militärisches Erscheinungsbild verlor und der Charakter eines Wohnsitzes wieder hergestellt wurde. In den Räumlichkeiten befinden sich heute einige Museen, darunter das Archäologische Museum sowie das Museo d'Arte Antica. Im hinteren Bereich des Castello schließt sich der Parco Sempione, der Stadtpark, an. Im Stadtpark befindet sich auch das Acquario (Arena Civica), eine elipsenförmige Arena, in der früher Seeschlachten nachgestellt und sportliche Wettkämpfe veranstaltet wurden. Wie ich, werden auch ihr euch fragen: "Seeschlachten?" Ja, richtig gelesen. Nachdem Mailand über keinen natürlichen Wasserlauf verfügt, wurde der Innenbereich der Arena durch Mailands künstliche Wasserstraßen, den sog. Navigli, geflutet. Die Navigli wiederum wurden von den Flussläufen aus dem Hinterland Mailands gespeist. So konnten in der Arena auch authentisch Seeschlachten inszeniert werden. Ebenfalls im Parco Sempione befindet sich die Piazza Sempione mit dem Arco Della Pace, dem Friedensbogen. Er bildet den Abschluss des Parks und ähnelt dem Brandenburger Tor in Potsdam bzw. dem Siegestor in München. Der Arco Della Pace wurde zu Ehren Napoleons erbaut.
Wir machen uns nun auf den Weg vom Castello Sforzesco über die Via Dante in die Innenstadt Mailands, dem Centro Storico, schließlich wollen wir die Hauptsehenswürdigkeit Mailands, Dom und die Galleria Vittorio Emanuele II, entdecken. Über die Via Dante, den Piazza Cardusio und die Via Orefici stoßen wir direkt auf den Piazza Duomo. Dort angekommen sind wir - zunächst geblendet von der aufgehenden Sonne und sodann überwältigt vom Anblick der filigranen Bauweise des Doms, dessen Dachterrassen wir im Laufe des Aufenthalts noch erobern werden. Nachdem wir uns die Tickets für den Eintritt in den Dom gekauft haben (2 €, Stand: 09/2016) reihen wir uns in die lange Schlange am Eingang des Doms ein - womit wir Teil der 5 Mio. Besucher jährlich werden - und betreten sodann den über 11.000 qm großen Innenbereich. Schultern und Beine sollten vorm Eintritt in den Dom bedeckt werden, sonst heißt es bereits vor Einlass: "Du musst leider draußen bleiben". Den Innenbereich zieren 3.400 Statuen, darunter eine über 4 m große Madonnenstatue, 200 Flachreliefs und 96 Wasserspeier. Die Domterrassen zieren 135 Fialen, also 135 schlanke, spitz auslaufende Türmchen aus der Zeit der Gotik. Wer aufgrund seiner leichten Bekleidung keinen Einlass in den Dom erhält, kann sich trösten. Auch die Domterrassen sind ein wahres Highlight. Tickets und Zutritt erhält man im hinteren Bereich des Doms. Dazu hat man zwei Möglichkeiten: Das fußlahme Volk wird vom Lift auf 107 m Höhe für 13 € (Stand: 09/2016) befördert. Die sportlichen Städtebesucher wählen die umweltfreundliche Variante und laufen die 201 Stufen zu Fuß hinauf, und werden dafür mit einem Preis von nur 9 € belohnt. Beide Schlangen am Eingang sind in etwa gleich lang. Um ganz auf das Dach des Doms zu gelangen, müssen jedoch auch vom fußlahmen Volk noch einige Treppen überwunden werden. Dafür lohnt der Ausblick von dort oben.
Eingerahmt von den 135 Fialen sehen wir über die Dächer Mailands bis zu den beiden "Baumhäusern", den sog. Bosco Verticale. Beides Hochhäuser, deren Balkone mit Bäumen und Sträuchern bewachsen sind und somit eine Fläche von über 10.000 qm Wald symbolisieren. Die Bosco Verticale stehen im Stadtteil Porta Nuova, welches das modere Mailand wiederspiegelt.
Das Stadtviertel Porta Nuova erfuhr anlässlich der Expo 2015 eine Rundumerneuerung. Hierdurch entstanden viele moderne Gebäude und Hochhäuser. Mailands Skyline (betrachtet von den Domterrassen) erinnert somit ein wenig an die Skyline von Frankfurt am Main. Damit uns die Hitze der Dachterrassen nicht selbst zu Kopf steigt, erfrischen wir uns - wieder unten angekommen - bei einem kühlen Getränk in einer der vielen Bars rund um den Piazza Duomo. Hierbei schwenkt unser Blick auf den Eingang zur Galleria Vittorio Emanuele II.
Die Galerie ist kreuzförmig gebaut mit einem zentralen Platz in der Mitte, umrahmt von eleganten Boutiquen, Restaurants und Bars. Den Boden dieses zentralen Platzes zieren Mosaike aus Marmor. Die Galleria ist beliebter Treffpunkt für Touristen und Einheimische gleichermaßen. An einem Seitenarm der Galleria steht ein kleines Hinweisschild: "Terraze Galleria Vittorio Emanuele". Diesem folgen wir und werden zu einem Aufzug begleitet. Oben angekommen hält man sich rechts und befindet sich nun am Ticketschalter. Der Eintritt auf die Terrassen der Galleria kostet 12 € (Stand: 09/2016). Von dort genießt man einen Blick auf den Domplatz und den Dom. Verglichen mit dem 360°-Ausblick von den Domterrassen ist dieser Ausblick eher mager. Für einen Rundumblick empfehle ich daher die Domterrassen, statt der Terrassen der Galleria.
Wieder unten angekommen gehen wir die Galleria Vittorio Emanuele II hindurch, schreiten an den Nobel-Boutiquen vorbei und erreichen am anderen Ende den Piazza della Scala, den Opernplatz. Wer nicht im Besitz einer verhältnismäßig teuren Theaterkarte für eine Aufführung in der Scala ist, kann die aber auch außerhalb der Vorstellungen im Rahmen einer geführten Tour besuchen. Die 60-minütige Museums- und Theatertour kostet 29 € p.P. (Stand: 09/2016) und beinhaltet die Führung durch Museum und Theater und allerlei Hintergrundinformationen zu den Musikgenies. Ebenso sind weitere Gruppen- und Privatführungen möglich.
Um einen weitreichenderen Blick über Mailand zu bekommen haben wir uns für eine Hop-on Hop-off-Tour entschieden. Das Tagesticket kostet 22 € p.P. (Stand: 09/2016). Alle drei Linien (A, B und C) können benutzt werden. Die Tickets sind im Bus (an jeder Haltestelle), in Hotels und in autorisierten Shops erhältlich. Die Busse kommen in regelmäßigen Abständen. Man muss also keine Angst haben, an einem Stopp auszusteigen, um dann festzustellen, dass die nächste Stunde kein weiterer Bus vorbeikommt. Sehr empfehlenswert ist hierbei die Linie B, welche vom Castello Sforzesco rund um den Parco Sempione führt, hinauf in den Stadteil Porta Nuova zur Stazione Centrale (Hauptbahnhof) und wieder hinunter zum Piazza Duomo um über die Kirche San Marco wieder am Castello anzukommen.
An der Stazione Centrale steigen wir aus, um das aus der faschistischen Zeit stammende Bahnhofsgebäude näher zu erkunden. Auch der Bahnhofsvorplatz erfuhr im Rahmen der Bauarbeiten für die Expo 2015 eine Rundumerneuerung. Wie bereits erwähnt ist die Stazione Centrale Europas zweitgrößter Bahnhof. Auch Nicht-Bahnfreunde kommen hier auf ihre Kosten. Ein gewaltiges Hauptschiff bildet das Zentrum des 200 m langen Gebäudes. Marmor und Stein bilden die Hauptbestandteile des Bauwerks. Drei große Hallen, mittendrin ein großes Treppenhaus, verbinden den Eingang des Bahnhofsgebäudes mit der eigentlichen Bahnhofshalle, dem Gleisbereich, der etwas erhöht liegt. Eine Glaskuppel umspannt den Gleisbereich der 24 Fernzug-Gleise in einer Höhe von 72 m. Die Wände des Treppenhauses zieren Statuen und Mosaike, die Szenen aus Mailand zeigen.
Auf dem Weg zurück ins Centro Storico kreuzen immer wieder die historischen Straßenbahnen unseren Weg. Von den Mailändern liebevoll "Holzbein" genannt, war das zwischen 1928 und 1932 gebaute Modell "Peter Witt" Vorbild für die Straßenbahnen, die noch heute das Stadtbild von San Francisco prägen.
Nicht zu vergessen: Wir befinden uns in einer der Modehauptstädte schlechthin. Dem Shoppen kann man sich besonders gut rund um den Corso Buenos Aires hingeben. Die Luxuslabels der Pret-a-porter finden sich in der Via Manzoni. Die Mailänder Fashion Week ist viermal im Jahr Treffpunkt der Modezare und VIPs. Damit gehört Mailand zu den "Big Four" neben London, Paris und New York.
Das Viertel Brera reiht sich ein in die Beliebtheitsskala, die mit den In-Vierteln "Soho" in New York und "Montmartre" in Paris durchaus mithalten kann. Künstler und Intellektuelle haben dieses Viertel bis heute geprägt.
Nach einem Ausblick auf die Modewelt Mailands wird es Zeit, sich von Bella Italia zu verabschieden. Vielleicht plant ihr demnächst einen Trip ins schöne Mailand oder einen anderen Ort in Italien? Wir beraten euch gerne.
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