{"markers":[{"longitude":32.601411,"latitude":25.7401643,"subtype":"city","type":"travelreports","info":"Tal der K\u00f6nige\r\nAm Westufer des Nils bei Luxor , hinter der Felswand von \u201e Deir el-Bahari \u201c und am Fu\u00dfe des pyramidenf\u00f6rmigen Bergmassivs \u201eel-Qurn\u201c (arab. f\u00fcr \u201edas Horn\u201c, H\u00f6he: 489 m), liegt in einem tief eingeschnittenen Tal eine der ber\u00fchmtesten Nekropolen der Welt. Es ist das \u201e Tal der K\u00f6nige \u201c (arab.: \u201eWadi Biban el-Moluk\u201c, w\u00f6rtl.: \u201eTal der Tore der K\u00f6nige\u201c), der Ort mit den Grabst\u00e4tten der Pharaonen des Neuen Reiches (15. bis 11. Jahrhundert v. Chr.), unter deren Herrschaft \u00c4gypten eine Bl\u00fctezeit der Hochkultur und internationaler Bedeutung erfuhr.\r\nUm kaum einen anderen Ort \u00c4gyptens ranken sich mehr Mythen und Legenden als um dieses Tal. Im Gegensatz zur vorangehenden Pyramidenzeit, w\u00e4hrend der sich die K\u00f6nige ihr Grabmonument in baulicher Verbindung mit Totentempel und Taltempel geschaffen hatten, wurde unter den Pharaonen des Neuen Reiches das eigentliche Grab von den k\u00f6niglich Kultanlagen r\u00e4umlich getrennt und statt einer Pyramide ein Felsgrab in die Wand einer nat\u00fcrlichen Pyramide, n\u00e4mlich des pyramiden\u00e4hnlichen Bergmassivs bei Theben geschlagen. Hier ruhten verborgen die k\u00f6niglichen Mumien inmitten ihrer pr\u00e4chtigen und golden funkelnden Grabbeigaben in farbig dekorierten Felsgrabanlagen. 64 Gr\u00e4ber wurden bisher entdeckt, doch bis auf das schatzgef\u00fcllte Grab des Tutanchamun waren alle bereits ge\u00f6ffnet und ausgeraubt vorgefunden worden. Viele fielen bereits in der Antike den Grabr\u00e4ubern zum Oper und standen \u00fcber Jahrhunderte offen.\r\nDie W\u00e4nde in den Grabkammern, G\u00e4ngen und Sch\u00e4chten der K\u00f6nigsnekropole sind mit Texten und Illustrationen der Unterweltsb\u00fccher versehen, einer Textgattung der Totenliteratur. In ihnen ist allerdings nicht beschrieben, was das \u00e4gyptische Volk sich gemeinhin unter der Unterwelt vorstellte, sondern geheimes kodifiziertes Wissen, welches unter den eingeweihten Priestern tradiert und nach theologischen Erw\u00e4gungen vertieft, erweitert und systematisiert wurde. Und es war ausschlie\u00dflich f\u00fcr den k\u00f6niglichen Gebrauch bestimmt. Pharao war als oberster Eingeweihter in die Kenntnis der Jenseitswelt eingef\u00fchrt, um durch sein Handeln an der Instandhaltung der kosmischen Ordnung mitzuwirken. Erst im 1. Jahrtausend v. Chr. durften die geheimen Texte und Motive dieser Unterweltsb\u00fccher auch f\u00fcr die Papyri und S\u00e4rge nichtk\u00f6niglicher Personen verwendet werden.\r\nDie klassische Form dieser Unterweltsb\u00fccher ist das Amduat. Der Name bedeutet: \u201eDas, was in der Unterwelt ist\u201c. Das Wort Dat\/Duat steht f\u00fcr Jenseits bzw. Unterwelt. Eigentlich ist dies auch der Oberbegriff f\u00fcr alle Unterweltsb\u00fccher. Das Amduat selbst war mit \u201eSchrift des verborgenen Raumes\u201c betitelt. Sp\u00e4ter kamen andere Unterweltsb\u00fccher hinzu: zun\u00e4chst das \u201ePfortenbuch\u201c, dann das \u201eH\u00f6hlenbuch\u201c, \u201eBuch von der Nacht\u201c, \u201eBuch vom Tage\u201c, \u201eHimmelsbuch\u201c, \u201eBuch von der Erde\u201c, um die wichtigsten zu nennen. All diese Werke ringen um ein zentrales Hauptmotiv: Die Fahrt der Sonne \u00fcber den Himmel der Unterwelt. Beschrieben wird ihr allabendlicher Abstieg hinein, ihre n\u00e4chtliche Reise hindurch und der morgendliche Aufstieg heraus. Begleitend werden die Naturr\u00e4ume und Wesen der Unterwelt beschrieben: zum einen die D\u00e4monen der Finsternis, die mit ihrem Chaos bringenden Tun den Lauf der Sonne und somit der Zeit unterbrechen wollen, und zum anderen die rechtschaffenden Gottheiten, die den Sonnenlauf begleiten und tatkr\u00e4ftig unterst\u00fctzen.\r\nNach alt\u00e4gyptischem Glauben stieg der Sonnengott Re bei seinem allabendlichen Untergang am Westhorizont herab in die Unterwelt, um dort den Jenseitigen zu leuchten und sich auf seinem zw\u00f6lfst\u00fcndigen unterirdischen R\u00fcckweg zum Osthorizont zu verj\u00fcngen und schlie\u00dflich mit dem Morgenaufgang als erneuertes Sonnengestirn wiedergeboren zu werden. Diese Reise schlie\u00dft einen zyklischen Kreislauf der Zeit. Sich in diesen Kreislauf einzubinden bedeutete f\u00fcr die alten \u00c4gypter den Tod zu \u00fcberwinden. Nilschwelle, Jahreszeiten, Tageszeiten, Mondphasen, Sterben und Geburt der Lebewesen, Verj\u00fcngung Pharaos durch Thron\u00fcbergabe vom Vater an den K\u00f6nigsohn, all dies wies auf einen zyklischen Prozess hin: Altern und Verj\u00fcngung, Tod und Wiedergeburt. Somit sah man in der Partizipation am Naturkreislauf eine Chance auf \u00dcberwindung des Todes. Wichtig war deshalb die Kenntnis des K\u00f6nigs von den unterweltlichen Begebenheiten und kosmischen Zusammenh\u00e4ngen. Pharao war zugleich Sohn des Sonnengottes Re und des Totengottes Osiris. Im Jenseits verschmolzen Re und Osiris zu einer \u00dcbergottheit, wenn man so will, denn Osiris wird als Leib des Re und Re als Ba (\u201eSeele\u201c) des Osiris beschrieben, oder, wie es in einem \u00e4gyptischen Grab (Nefertari) hei\u00dft: \u201eOsiris ist es, der in Re ruht: das ist Re, der in Osiris ruht.\u201c\r\nRe, der Sonnengott, f\u00e4hrt nun des Nachts auf seinem Boot und mit seiner Sonnenscheibe durch die Unterwelt. An Bord seines Bootes wird er von einer Mannschaft begleitet, die f\u00fcr einen reibungslosen Ablauf der Fahrt zu sorgen hat. Manchmal wird das Sonnenboot von anderen Booten begleitet. Auf ihrem Weg durch die zw\u00f6lf Nachtstunden, die manchmal als zw\u00f6lf H\u00f6hlen (\u201eH\u00f6hlenbuch\u201c) oder ein anderes Mal als kosmische R\u00e4ume, die von zw\u00f6lf Toren bzw. Pforten getrennt sind (\u201ePfortenbuch\u201c), beschrieben werden, m\u00fcssen sie allerlei Gefahren \u00fcberwinden. Sie m\u00fcssen sich gegen die Kr\u00e4fte des Chaos und der Finsternis, gegen b\u00f6swillige D\u00e4monen und gegen den monstr\u00f6sen Schlangengott Apophis zur Wehr setzen, um den Sonnenlauf nicht unterbrechen zu lassen. Sie ziehen durch das Reich des Unterweltgottes Sokar, vorbei an Feuerseen und \u00fcberwinden gef\u00e4hrliche Sandb\u00e4nke. Eine St\u00f6rung des Sonnenlaufs w\u00e4re katastrophal, weil mit dem Sonnenlauf auch die Zeit und somit alles Leben stillst\u00fcnde. \u00dcberall, wo der Sonnengott auftaucht, wird er von allen Wesen der Unterwelt begr\u00fc\u00dft. Die S\u00e4rge der Toten springen auf, und die Toten k\u00f6nnen f\u00fcr den Moment der Sonnenanwesenheit ihr Jenseitsleben in den Gefilden des Wernes (eine Jenseitsregion) oder auf den Feldern von Jaru (ebenso eine Jenseitsregion) f\u00fchren, bis die weiterziehende Sonne sie wieder verl\u00e4sst. Man sieht, wie in manchen Unterweltsregionen die S\u00fcndigen und Verdammten unter den H\u00f6llenqualen leiden und einem f\u00fcrchterlichen Gemetzel ausgeliefert sind. Diese Szenen erinnern an die H\u00f6llenvorstellungen des abendl\u00e4ndischen Mittelalters. An anderem Ort werden die Verstorbenen von Osiris, dem K\u00f6nig des Totenreiches, gerichtet und ihrem Platz zugewiesen.\r\nAm \u00fcbersichtlichsten und zum Einstieg in die Welt der Jenseitsbeschreibungen am ehesten geeignet sind die Darstellungen des Amduat in den Gr\u00e4bern der fr\u00fchen 18. Dynastie. Hier ist die Gliederung der zw\u00f6lf Nachtstunden f\u00fcr den Besucher am leichtesten zu erkennen und zu verstehen. Dargestellt sind immer drei Register, wobei im mittleren hiervon die Sonnenbarke mit ihrer Begleitung unterwegs ist. Im oberen und unteren Register sind all jene Wesen und Szenen beschrieben, mit denen die Sonne auf ihrer Nachtfahrt konfrontiert wird. Typische Begleiter im Bootsgefolge der Sonne sind beispielsweise die Gottheiten Sia (\u201eErkenntnis\u201c), Heka (\u201eZauber\u201c) und Hu (\u201eAusspruch\u201c), g\u00f6ttliche Personifikationen der notwendigen F\u00e4higkeiten, um sich durch die Unw\u00e4gbarkeiten der anderen Welt zu man\u00f6vrieren. Sia erkennt die Gefahr, Heka entfesselt die Zauberkraft, um die Gefahren zu bannen, und Hu verleiht durch das Machtwort dem Zauber Wirkkraft. Weitere Weggenossen sind der Upuaut, der \u201eWege\u00f6ffner\u201c und in doppelter Ausf\u00fchrung die G\u00f6ttin Ma\u2019at, die dem Bootsgefolge die Richtung weist.\r\nDie Gr\u00e4ber haben von der fr\u00fchen 18. Dynastie bis zur sp\u00e4ten 20. Dynastie eine architektonische Entwicklung durchgemacht. Die fr\u00fcheren Gr\u00e4ber sind kleiner, haben engere G\u00e4nge und Sch\u00e4chte und einen nahezu rechtwinkligen Knick in ihrer Achse. Manchmal, wie bei Thutmosis III., haben die Grabkammern einen ovalen Grundriss. In der fr\u00fchen Ramessidenzeit (19. Dynastie) werden die Gr\u00e4ber gr\u00f6\u00dfer, die G\u00e4nge und Korridore weiter und breiter, und die Achse wird geradliniger, bleibt aber zweiteilig verschoben. In der sp\u00e4ten Ramessidenzeit (20. Dynastie) wird eine einheitliche Achse ungebrochen vom Eingang bis zur Grabkammer eingehalten.\r\nUm die Gr\u00e4ber besichtigen zu k\u00f6nnen, muss man sich zuerst die Tickets besorgen. Am Ticketoffice erf\u00e4hrt man, welche Gr\u00e4ber gerade ge\u00f6ffnet sind, denn periodisch werden viele Gr\u00e4ber geschlossen, damit die Belastung durch touristische Menschenmassen mit ihren Ausd\u00fcnstungen nicht die Farben der Grabdekorationen angreift. Einige Gr\u00e4ber kosten einen Extrabetrag. Innerhalb der Gr\u00e4ber d\u00fcrfen keine F\u00fchrungen stattfinden und keine Fotos gemacht werden.\r\n","image":"\/docs\/_sizes\/614\/200\/100\/user\/1009\/_img\/20170428095647_5119f4cb7a44919b1ecb8b65140344e5\/p1010320.JPG","title":"Tal der Koenige","country":"\u00c4gypten","region":"Ober\u00e4gypten"}],"startLongitude":32.601411,"startLatitude":25.7401643,"zoom":15}